Es ist wieder Zeit, um einige Informationen über unsere Reise nach Deutschland zu schicken.
Wir haben uns dazu entschieden in Agdz, auf dem Campingplatz „Casbah Palmeraie“, eine kleine Pause einzulegen, denn dieser Platz strahlt Ruhe und Freundlichkeit aus und wir fühlen uns hier sehr wohl.
Schon die Anfahrt zum Platz, die durch den Ort führte, offenbarte uns einige Altertümer. Hier entlang zog sich vor langer Zeit die Karawanenstraße nach Timbuktu in Mauretanien. Es war damals eine reiche Gegend und in dieser Stadt war der Amtssitz des nördlichen Drâa-Tals und des letzten Caid
( قائد ) = Oberhaupt oder Fürst, namens Ali Asslim. Aus diesem Grunde findet man hier noch viele alte Kasbahs, an denen allerdings schon der Zahn der Zeit mächtig genagt hat. Das schöne daran ist, dass sich diese alten Lehm-und Strohgebäude wieder restlos in ihre Grundbaustoffe zerlegen. Letztendlich bleibt nach einiger Zeit nur noch ein Hügel aus dem Lehm-und Strohgemisch zurück.
Unser Campingplatz befindet sich innerhalb einer solchen Anlage, der Kasbah "Asslim" und bietet den Reisenden viel Platz und Ruhe, um sich zu erholen.
Wir haben schnell ein schönes Eckchen gefunden, um unser „Appartement auf Rädern“, abzustellen. Am Abend kommen meist noch einige Mobile hinzu, die durch geführten Touren zu dieser Oase gebracht werden. Es gibt ein kleines Restaurant, einen Pool und eine Art Kiosk. Der hintere Teil der Anlage wird noch landwirtschaftlich genutzt und es werden verschiedene Gewächse angebaut. Es wird in 3 Ebenen angebaut. Am Boden hauptsächlich Klee und Gemüse, darüber Oliven und Früchte und in der 3ten Ebene Dattelpalmen. Diese müssen sogar von Hand bestäubt werden, da es hier kaum Bienen gibt. Für die kleinen Insekten ist in dieser Gegend die Pflanzenblüte einfach zu kurz um überleben zu können.
Neben dem Camp stehen die beiden Kasbahs. Die ältere wird noch bewohnt und ist größtenteils restauriert. Die jüngere Kasbah wird derzeit, mit Unterstützung der Bauhaus-Universität der Stadt Weimar, wieder instand gesetzt. Wir haben uns das Anwesen von Gaelle, der freundlichen Campingplatz-Besitzerin, zeigen lassen. Gaelle ist Französin, sprich sehr gut deutsch und ist mit dem Jüngsten von 4 Söhnen des alten Caid Ali verheiratet.
Auch diese Gebäude sind komplett aus Lehm gebaut, welcher mit gehäckseltem Stroh gemischt wurde, um die Stabilität und die Haltbarkeit zu erhöhen. Die Zimmer sind meist nur kleinere Räume und innerhalb des gesamten Komplexes sehr verschachtelt. Hier lebte der gesamte Familienverbund und jeder hatte bestimmte Bereiche, für die er zuständig war. Das Oberhaupt, in diesem Fall der Caid Ali Asslim, regelte die Geschäfte und das Leben in seinem Landbezirk. Er hatte auch ein reichlich geschmücktes und bemaltes Arbeitszimmer, mit dem er bei seinen Untertanen, die ihn zu Bittstellungen aufsuchten, erheblichen Eindruck machte.
Der ältere Teil der Kasbah wir jetzt noch von den Nachfahren des Caid bewohnt und war deshalb für uns nicht zugänglich. Wir durften allerdings einen Blick vom Turm in die Anlage werfen. Nach der Führung saßen wir noch einige Zeit bei Tee und Gebäck mit Gaelle zusammen und lernten unter anderem ihre Kinder kennen.
Heute Morgen sind wir dann auf „Schusters Rappen“ in den Ort Agdz gegangen, denn es ist Donnerstag und das bedeutet Souk bzw. „Markttag“. Vom allen Seiten kamen die Menschen in die kleine Stadt. Ob mit dem Auto, Moped, Eselskarren, oder nur auf dem Esel, oder gar zu Fuß, so wie auch wir. Alles war auf den Beinen.
Die Frauen kamen in Gruppen aus den Außenbezirken des Ortes, um einzukaufen.
In den Straßen war ein geschäftiges Treiben und überall wurden die Waren angeboten.
Während wir uns bei den Ständen die Waren anschauten, wurden wir von einem marokkanischer Händler um Hilfe gebeten. Er wollte seinen Freunden in Deutschland einen Brief schreiben, konnte allerdings selbst nicht in Deutsch schreiben. So diktierte er uns deshalb den Text auf Englisch, den Gitte dann übersetzt aufs Papier brachte. Danach kochte er uns als kleines „Danke schön“ einen leckeren Tee, der mit einem Hauch von Safran gewürzt war. Ganz nebenbei zeigte er uns natürlich auch einige ausgesuchte Schmuckstücke, die von den Berbern aus dem Atlasgebirge gefertigt wurden. Dieses machte er allerdings ohne die aufdringlichen Versuche unbedingt etwas verkaufen zu wollen, wie wir es schon etliche Male auf dieser Reise erlebt hatten. Er bedankte sich zum Abschied traditionsgemäß mit der Hand auf dem Herzen und wünschte uns noch einen schönen Aufenthalt in Marokko.
Und als wir dann am Nachmittag wieder auf unserem gemütlichen Campingplatz waren, genossen wir den warmen Sonnenschein und planten den Weg unserer nächsten Etappe, die wir morgen ansteuern wollen.
Wir melden uns dann wieder bei euch.