Waldbrand-Bekämpfung in Südeuropa

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Nixus
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Waldbrand-Bekämpfung in Südeuropa

#1 Beitrag von Nixus » 11. Aug 2012, 15:04

Jeder der schon mal in den Sommermonaten in den Mittelmeerländern unterwegs wahr,
der kennt die eindringlichen und absolut berechtigten Warnungen, mit feuergefährlichen Mitteln und offenen Flammen stets behutsam umzugehen.
Ich selbst habe mit meiner Tochter schon einmal einen Waldbrand aus nächster Nähe miterlebt. Damals brandte es vor den Toren von Zadar,
als wir in Dalmatien unseren Urlaub verbrachten.
Zum Glück gab es auch schon damals die rutinierten Piloten von der Feuerlösch-Flugstaffel. Sie brachten, zusammen mit der ortsansässigen Feuerwehr,
das Feuer recht schnell und professionell unter Kontrolle.
Wir waren jedesmal hellauf begeistert, wenn wir vom sicheren Ufer aus zuschauen konnten,
wie diese tollkühnen Piloten ihre Flugzeuge während des Fluges mit frischen Löschwasser aufgetankt haben.

In diesem Jahr hatten Gitte und ich, während unserer Reise durch die Provence, die Gelegenheit diesen Feuerfliegern einmal beim "Auftanken"
aus nächster Nähe zuzuschauen.
Die Staffel flog mit 4 Flugzeugen und benutzte den Lac de Sainte-Croix, am Grand Canyon du Verdon, um die Tanks während des Fluges mit Löschwasser zu füllen.

Für diejenigen, die solch eine Aktion noch nie gesehen haben, will ich hier mal ein paar dokumentierte Fotos zu diesem Thema zeigen.

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Wir kamen gerade von einer Tour mit den Motorrädern zurück, als uns ein riesiger Schatten auf der Straße überholte.

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Nachdem ersten Schreck begriffen wir sehr schnell, was gerade über unsere Köpfe hinweg geflogen ist.
Es waren die Flugzeuge der "Securite Civile Feuerlösch-Staffel", so tief fliegt hier sonst niemand über die Straßen hinweg.
Wir hielten schnellstens an und ich griff sofort nach dem Fotoapparat, damit ich die hier gezeigten Bilder machen konnte.

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Die zweimotorigen Propeller-Mehrzweck-Amphibienflugzeuge vom Typ Canadair CL-215T flogen zum Lac de Sainte Criox,
um ihre riesigen Wassertanks während des Fluges mit Löschwasser zu füllen.

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Dazu werden an der Unterseite des Fliegers spezielle Hutzen geöffnet und
das Flugzeug mit annähernder Startgeschwindigkeit (ca. 150 km/h) auf die Wasseroberfläche aufgesetzt........

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Durch den nun auftretenden Staudruck werden die Tanks innerhalb kürzester Zeit mit fast 5500 Litern Wasser gefüllt.
Das Ganze nennt sich Touch-and-Go-Manöver.

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Danach werden die Maschinen, mit den 5,5 Tonnen an Mehrgewicht, wieder in die Luft gebracht.
Auf diesem Foto sieht man gleich alle 4 Flugzeuge der Staffel in "Action".

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Nun heißt es, so schnell wie möglich zurück zur Brandbekämpfung.

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Um schneller ans Ziel zu gelangen verzichtet man auf große Flughöhen und bleibt während des Anfluges in relativ niedrigem Abstand zur Erdoberfläche.

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Wenn der Pilot dann das Brandgebiet erreicht hat, öffnet er zielsicher über dem Brandherd die Entladeklappen am Rumpf des Flugzeugs,
wodurch die gesamte Wasserladung wirksam über dem Einsatzgebiet verteilt wird. Dieses Verfahren ist höchst effektive,
da durch das zeitsparende Touch-and-Go-Verfahren eine sehr hohe Anzahl von Einsatzzyklen geflogen werden kann.

Ich hoffe, dass Euch dieser kleine Bericht, auch wenn es keine direkte Reiseberichterstattung war, gefallen hat
und dass es vielleicht, für den einen oder anderen unter Euch, eine interessante Information war.
Zuletzt geändert von Nixus am 15. Aug 2012, 07:16, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Peter und Gitte

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#2 Beitrag von Hymerfan » 11. Aug 2012, 16:52

Tolle Bilder, wir haben sie nur beim löschen gesehen. :arrow:
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Edgar
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#3 Beitrag von Edgar » 11. Aug 2012, 17:20

... und wenn man bedenkt in welche Gefahren sich diese Piloten und deren Feuerwehrkameraden am Boden bringen ...

1.) meistens nur wegen einiger Chaoten, die das verbotene Grillen mißachten

oder noch schlimmer

2.) man die Hitze als Grund benützt um Gelände gezielt anzuzünden, um später diese Gelände für seine Bedürfnisse zu verwenden

da bekomm' ich dann immer einen großen Kloß im Hals. Ich möchte hier aber keine Hetzte veranstalten. Man sollte aber wissen, daß ein Großteil der Waldbrände sich nicht selbst entzünden .....


Danke für die grandiosen Bilder
WoMo ist mein neues Heim.

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#4 Beitrag von freetec598 » 11. Aug 2012, 17:33

Sehr schöne Bilder!
Diese Maschinen haben wir letztes Jahr am Trasimeno See gesehen.
Die haben dort wohl geschult, denn anschließend haben sie das Wasser
wieder dort abgelassen.
Servus
Peter
Nimm Dir Zeit für Deine Freunde,
sonst nimmt die Zeit Dir Deine Freunde !

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Nixus
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#5 Beitrag von Nixus » 11. Aug 2012, 17:42

Edgar hat geschrieben:......Man sollte aber wissen, daß ein Großteil der Waldbrände sich nicht selbst entzünden ....
Da hast Du völlig recht, es soll häufiger vorkommen als man denkt.

Andererseits habe ich in Griechenland, auf dem Campingplatz "Agia Triada" bei Thessaloniki, den Fall erlebt,
dass ein vorbeifahrender Autofahrer seine Zigarrettenkippe einfach aus dem Autofenster geschnippt hat.
Wenige Augenblicke später züngelten die ersten Flammen aus dem trockenen Böschungsgras direkt neben dem Campingplatz.
Wir befanden uns mit Zelten und Motorrädern auf dem Platz und haben sofort mit unserem Camping-Kochgeschirr Wasser über die Flammen gekippt.
Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir damals den entstehenden Brand nicht sofort bemerkt und gelöscht hätten.
Edgar hat geschrieben:Danke für die grandiosen Bilder
Gern geschehen :daumen1
Gruß Peter und Gitte

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Breckman

#6 Beitrag von Breckman » 15. Aug 2012, 17:59

Im Jahr 2009 haben wir diese Piloten an der Cote d'Azur trainieren sehen.

Allesamt geschickte Flieger.

Vor der Einsatzbereitschaft dieser Mannschaften habe ich großen Respekt. Lädt man ein große Wassermenge schlagartig ab, ist aufgrund der extremen Last- und Gewichtsänderung großes fliegerisches Können gefragt.

Leider haben sie zurzeit in Spanien, auf den Kanaren und anderen Ländern zurzeit mehr als genug zu tun. :?

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#7 Beitrag von Nixus » 15. Aug 2012, 18:46

Die Be-und Entladesituationen sind für die Piloten höchst gefährlich, denn zu hoher Wellengang beim betanken
und der schlagartige Gewichtsverlust beim "Wasserlassen" über dem Brandherd, stellt eine weit größere Gefahr dar, als man es schlechthin annimmt.
Ebenso ist es gefährlich, wenn das Flugzeug zu tief über der Brandstelle fliegt, denn dann fehlt der, für die beiden Propeller-Verbrennungsmotoren,
überlebenswichtige Sauerstoffanteil in der "verbrannten" Luft und die Motorleistung geht rapide in die Kniee.
Derzeit besitzt Frankreich 11 Maschinen von diesem Typ, die von 40 Piloten geflogen werden. Wenn man der Statistik glauben kann,
stirbt jedes Jahr einer von ihnen beim Einsatz zur Brandbekämpfung. Kein anderer Pilot in der zivilen Luftfahrt geht so ein hohes Risiko ein,
wie diese Flieger es beim aktiven be-und entladen ihrer Wassertanks und den Löschaktionen tun.

Ich ziehe anerkennend meinen Hut vor diesen Menschen Bild
Gruß Peter und Gitte

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HL1
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#8 Beitrag von HL1 » 5. Sep 2012, 21:31

Ja, die habe ich auch schon fliegen sehen, du hast die aber auf deinen Bildern bei Traumwetter erwischt, ich hatte nicht so klaren Himmel:
Bild

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